In Deutschland waren zum 30. Juni 2023 insgesamt rund 42,6 Millionen Menschen als Beschäftigte gemeldet, davon waren ca. 20,9 Millionen Frauen und ca. 21,7 Millionen Männer. „Doch auch wenn wir in Deutschland eine sehr hohe Erwerbstätigen-Quote unter den Frauen haben, so finden sich an den wichtigen Schaltstellen vor allem Männer“, kritisiert Gabi Schmidt, stellvertretende Bundesvorsitzende der FREIEN WÄHLER und Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft FREIE WÄHLER Frauen. Dies sei vor allem an Positionen, an denen weitreichende Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden, der Fall: „Und zwar egal, ob es nun die Politik ist, wo in vielen Parlamenten der Frauenanteil sogar sinkt, die Chefetagen bedeutender Unternehmen oder wichtige Stellen in der Wissenschaft“, so Schmidt.
Dieser Umstand sei nicht nur aus der Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit dramatisch, sondern habe auch drastische Auswirkungen: „Frauen debattieren und führen anders, sie haben eine andere Sichtweise. Von der Aufweitung des Blickwinkels in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft würden also nicht nur die betreffenden Frauen selbst profitieren, sondern die ganze Gesellschaft“, sagt Schmidt, die auch bayerische Landtagsabgeordnete und Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt ist.
Darüber hinaus gebe es ganze Berufsgruppen und Forschungsgebiete, die immer noch stark von Männern dominiert werden. Besonders deutlich werde die ungleiche Geschlechterverteilung unter den Beschäftigten derzeit zum Beispiel in der KI-Forschung – nur zwölf Prozent der Mitarbeitenden waren hier laut der Unesco im vergangenen Jahr Frauen. „Das hat Folgen“, so Schmidt. „In den Anwendungen, die zum größten Teil von Männern entwickelt werden, können sich Vorurteile widerspiegeln“, warnt die stellvertretende Bundesvorsitzende. Als Konsequenz könne es dann sein, dass eine Bewertungssoftware Frauen gewissermaßen „aussortiere“ oder zumindest härteren Bewertungsmaßstäben unterziehe.
„Wir müssen vor allem jungen Frauen deshalb mehr Mut machen: Wir brauchen sie verstärkt in technischen Berufen, aber auch allgemein in Führungspositionen in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen. Erst wenn wir das erreicht haben, können wir von echter Gleichberechtigung in Deutschland sprechen“, sagt Schmidt abschließend.