Ausbildung stärken – Fehlanreize durch den Mindestlohn hinterfragen

 

Ausbildung stärken – Fehlanreize durch den Mindestlohn hinterfragen

Engin Eroglu, FREIE WÄHLER stellvertretender Bundesvorsitzender




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Der stellvertretende Bundesvorsitzende der FREIEN WÄHLER, Engin Eroglu, fordert eine grundlegende politische Diskussion über die Auswirkungen des Mindestlohns auf die Attraktivität beruflicher Ausbildung. Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass der Anteil junger Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung weiter steigt – inzwischen betrifft das rund 13 Prozent der 20- bis 34-jährigen Erwerbspersonen. Auch viele zugewanderte Arbeitskräfte verbleiben dauerhaft im Helferbereich, ohne jemals die Chance auf eine anerkannte Qualifikation zu erhalten.

„Der gesetzliche Mindestlohn ist richtig und gut gemeint – aber wenn er dazu führt, dass sich junge Menschen oder Einwanderer gegen eine Ausbildung entscheiden, läuft etwas schief,“ erklärt Eroglu. Seit der deutlichen Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2022 sind die Löhne für einfache Tätigkeiten in manchen Fällen höher als die gesetzlich garantierte Ausbildungsvergütung. Damit entsteht ein kurzfristiger Anreiz zur Ungelerntenbeschäftigung – auf Kosten von Zukunftsperspektiven.

„Es kann nicht unser Ziel sein, dass Menschen dauerhaft vom Mindestlohn leben. Vielmehr müssen wir alle dazu motivieren, sich durch eine Ausbildung weiterzuentwickeln – gerade in einer Zeit, in der Fachkräfte händeringend gesucht werden“, betont Eroglu.

Die FREIEN WÄHLER fordern daher:

  • den Ausbau gezielter Informations- und Beratungsangebote zur beruflichen Ausbildung,
  • eine bessere finanzielle Ausstattung von Ausbildungsberufen, um sie konkurrenzfähig zu machen,
  • stärkere Nachqualifizierungsangebote für Zugewanderte, damit auch sie dauerhaft in qualifizierte Beschäftigung wechseln können,
  • sowie eine gesellschaftliche und politische Debatte darüber, ob der Mindestlohn für Personen ohne Berufsabschluss grundsätzlich neu geregelt oder vorübergehend ausgesetzt werden sollte – etwa durch eine klare Alters- oder Übergangsgrenze.

„Wir müssen offen diskutieren, ob es nicht besser wäre, den Mindestlohn für Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezielt auszusetzen oder zu begrenzen – als klaren, harten Anreiz für eine berufliche Qualifizierung. Denn ohne Anreize bleiben viele dauerhaft in prekären Beschäftigungsverhältnissen stecken. Das ist weder sozial noch wirtschaftlich tragfähig“, so Eroglu weiter.

Eine abgeschlossene Ausbildung ist und bleibt der Schlüssel für sichere, gut bezahlte und entwicklungsfähige Arbeit. Deshalb brauchen wir eine klare Prioritätensetzung: Statt Mindestlohn als Dauerlösung, müssen wir Ausbildung als Aufstiegsmodell stärken.